Bildnachweis: (c) Milica Reinhart Tešankic

PROJEKT
SCHABLONEN DER ERINNERUNG
Begegnung und Kunsthandwerk
Wandgestaltung zwischen Tradition und Moderne
Ein Projekt von Milica Reinhard Tešankić im Jungen Museum im Osthaus Museum
10. März bis 14. März 2020


Gemeinsam mit der Künstlerin Milica Reinhart Tešankić werden sich Mädchen und Frauen älterer Generation aus Ernestinovo/Slawonien/Kroatien und Hagen in einem kreativen Prozess mit der Tradition der Wandgestaltung und -bemalung beschäftigen. Im Jungen Museum wird im Laufe einer Woche dieser Prozess als work in progress sichtbar gemacht und dokumentiert.

Bevor der Bürgerkrieg 1991 viele Menschen aus Slawonien vertrieb, zählte die Bevölkerung zu jenen mit der größten ethnischen Vielfalt in Europa. Schon vor ca. 150 Jahren siedelten sich auch deutsche Einwanderer dort an. Aufgrund der Vertreibungen gibt es heute nur wenige deutschstämmige Familien, die sich an ihre Geschichten und Traditionen erinnern.
Das Projekt „Schablonen der Erinnerung“ setzt an dieser Geschichte an. Frauen aus Ernestinovo erzählen den Mädchen in ihrer Gemeinde, wie ihre Mütter und Großmütter die Innenwände der Häuser bemalten und dafür selbst gefertigte Schablonen benutzten. Unter der Anleitung der Künstlerin Milica Reinhart Tešankić gestalteten Mädchen nach diesen Vorgaben innerhalb von 6 Monate Wände in Ernestinovo.
Diese Idee wird in Hagen weiter entwickelt und fortgesetzt: vier 14-jährige Mädchen aus Ernestinovo und vier Gleichaltrige aus Hagen arbeiten eine Woche zusammen an diesem Thema. Dazu zählt die Recherche nach ähnlichen überlieferten Mustern und Methoden der Wandgestaltung in Hagen, die Suche nach erhaltenen Beispielen und nach „Zeitzeuginnen“, die aus der Erinnerung heraus erzählen können. Auf dieser Grundlage wird die handwerkliche Arbeit entwickelt, Farben hergestellt, Schablonen entworfen und auf großformatiges Papier aufgetragen.
Unterstützt wird das Projekt von der Märkischen Bank Stiftung und der LVM - Versicherung Carlos Coutinho e.K.


Besucher*innen sind herzlich eingeladen, den jungen Künstlerinnen von Dienstag bis Samstag zwischen 13 und 17 Uhr über die Schultern zu schauen! Bei Schulklassen wird um Anmeldung gebeten unter: +492331 2072740.


Dokumentation:
Elisabeth May: Schablonen der Erinnerung – Begegnung und Kunsthandwerk. Wandgestaltung zwischen Tradition und Moderne Ein Projekt von Milica Reinhart Tešankić im Jungen Museum 2020, hrsg. v. Tayfun Belgin, Schriftenreihe des Osthaus Museums, Bd. 13, Neuer Folkwang Verlag Hagen, Hagen 2020, ISBN 978-3-926-242-94-9, 7,80 €

Gemeinsam mit der Künstlerin Milica Reinhart Tešankić haben sich Mädchen und Frauen älterer Generation aus Ernestinovo/Slawonien/Kroatien und Hagen/Deutschland mit der Tradition der Wandgestaltung und Wandbemalung in einem kreativen Prozess beschäftigt. Im Jungen Museum wurde im Laufe einer Woche für die Besucher*innen dieser Prozess als work in progress sichtbar gemacht und dokumentiert. In dem Projekt wurde nach überlieferten Mustern und Methoden der Wandgestaltung in Hagen gesucht sowie Zeitzeuginnen aufgespürt, die aus ihrer Erinnerung berichten konnten. Auf dieser Grundlage wurde die handwerkliche Arbeit entwickelt: Naturfarben wurden aus Pflanzen und Erden hergestellt und mit Bindemitteln natürlichen Ursprungs zum cremigen Stoffgemisch angeteigt. Schablonen wurden entworfen und die Muster in unterschiedlichen Farbtönen schließlich auf großformatiges Papier aufgetragen.
Die Relikte der Wandmalereien in Ernestinovo gehören zu den Überlieferungen der Donauschwaben, die in diesem transnationalen Projekt wieder ins Bewusstsein gehoben werden. Schlussendlich werden durch Migration damals wie heute über Nation und Nationalität hinausgreifende Lebensentwürfe geschaffen, die die beteiligten Gesellschaften verändern und kulturelle Vielfalt schaffen, und dies eben nicht nur im gegenwärtigen Zuwanderungsland Deutschland, sondern wie auch beispielsweise durch die damaligen deutschen Auswanderer – die heutigen Kroatiendeutsche – beispielsweise im Osten von Kroatien.




Bildnachweis: (c) Milica Reinhart Tešankic