Andrea Behn
Das Weite suchen
Malerei
3. März bis 7. Mai 2023



Andrea Behns Arbeiten könnte man rückwärts entschlüsseln. Schicht für Schicht visuell abschälen, bis man auf dem eigentlichen Malträger landet – nämlich Papier. Dass unter den vielzähligen – zuweilen sind es 4o- 100 Farbschichten – Papier zum Tragen kommt, kann man durch die Anschauung nicht feststellen. „Ich war schon immer eine Papier-Liebhaberin“, sagt die Künstlerin. „Es ist die glatte Oberfläche dieses Materials, die es ermöglicht, mir die Arbeiten zu eigen zu machen.“ Dass sie ihre Papierbilder zum Schluss aber letztendlich auf Leinwände kaschiert, geschieht lediglich, um ihnen einen wie die Malerin sagt, „Körper“ zu geben. Andrea Behn geht planmäßig vor. Die spontan wirkenden Strukturen, Streifen Schwünge sind nicht das Ergebnis eines impulsiven Schaffensakts. Vielmehr sind sie das Resultat eines wohl überlegten Prozesses aus Malen, Abkleben und Abklatschen, der darauf abzielt, jegliche Gestik möglichst auszuschalten. Andrea Behn lässt auf ihren Arbeiten keine schützende Hülle entstehen, wie man es häufig bei Ölmalereien erlebt. Die Oberfläche ihrer Arbeiten ist taktil, offen, verletzlich, sie atmet und erweitert sich von daher auch farblich in den angrenzenden Raum. Ihren Reiz gewinnen die Arbeiten durch die Überlagerung der Schichten, das Zusammenspiel von Formen, vor allem von Licht, Schatten, Stimmung und Farbe. Andrea Behn versteht es mit ihren subtilen Malereien Raum zu erzeugen, in dem die Betrachtenden nicht nur mit den Augen spazieren gehen, sondern noch tiefer hineingezogen werden.

(Dr. Diana Lenz-Weber, Gustav-Lübcke-Museum, Hamm, 2021)